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Psychotherapie in Würde

Psychotherapie in Würde

Die „Top Ten“ der häufigsten Fragen

Psychotherapie in Würde

Eine mir befreundete Ärztin hat die sozialen Medien nach den am häufigsten gestellten Fragen „an die Psychologie heute“ durchforstet.
In ihrer recht umfangreichen Zufallsstichprobe haben sich zehn Schwerpunktthemen in folgender Reihenfolge herauskristallisiert:

  1.  Depressionen
  2. Arbeitsüberlastung
  3. Familiärer Unfriede
  4. Versagenserlebnisse
  5. Erziehungsprobleme
  6. Abhängigkeiten
  7. Alt und schwach werden
  8. Entscheidungskonflikte
  9. Konkurrenzdruck
  10. Loslassen müssen.

Die genannten Themenkomplexe spiegeln offenbar große Sorgen und Bedrängnisse der Menschen unserer Zeit wider. Deshalb habe ich für alle Ratsuchenden diesbezügliche Kurzinformationen zusammengestellt.

 

Depressionen
Aus fachlicher Sicht herrscht zum Thema „Depression“ eine Menge Verwirrung. Mancherlei Unbehagen, Niedergeschlagenheit oder Schüchternheit wird vorschnell als Depression bezeichnet. Melancholische Charakterzüge oder introvertiertes Verhalten werden bedenkenlos Depressionen zugeordnet. Dabei ist es durchaus normal, wenn man nicht alle Tage fröhlich ist bzw. bei Ärgernissen und Unerfreulichkeiten auch einmal den Kopf hängen lässt. Lachen und Weinen wechseln im Leben ab, wobei die Gründe zum Lachen eher in der Minderheit (und umso kostbarer) sind. Dass bei ernsthaften Gründen zum Weinen oft leichtfertig nach Antidepressiva verlangt wird und solche auch verschrieben werden, ist ein Unfug. So wie unser Körper mit Selbstheilkräften versehen ist, ist auch unsere Psyche gut ausgestattet, um mit allfälligen Belastungsfaktoren fertig zu werden. Nimmt man ihr diese „Arbeit“ bei jedem Anlass medikamentös ab, verlernt sie es, ihre Ausstattung zu gebrauchen.

Von einer Depression im klinischen Sinne zu sprechen, ist erst erlaubt, sobald sich die Psyche nicht mehr selbst zu helfen weiß, das heißt, wenn eine Krankheit vorliegt. Wobei das Zentrum der Depressionskrankheit in ganz verschiedenen Regionen des Menschseins gelagert sein kann. Es ist Aufgabe des Facharztes, sorgfältig zu eruieren, um welche Art von Depression es sich bei einem Patienten handelt, und ausschließlich im Falle einer diagnostizierten unipolaren oder bipolaren Störung zum Heilmittel Antidepressivum zu greifen. Unter solchen Störungen sind (vereinfacht ausgedrückt) Unregelmäßigkeiten bei der Ausschüttung von Neurotransmittern an den Synapsen der Nervenbahnen zu verstehen, die dazu führen, dass – unipolar – in Abständen Depressionsphasen auftreten, die keinerlei Zusammenhang mit den äußeren Umständen eines Patienten haben. Setzen dazwischen gelegentlich auch manische Phasen ein, spricht man von bipolar. Ob es Auslöser für solche „Entgleisungsphasen“ gibt, ist Deutungssache. Insbesondere Verwandte und Bekannte der Patienten tendieren dazu, irgendwelchen unangenehmen Ereignissen die Schuld daran zu geben, dass die Krankheit (erneut) ausgebrochen ist, aber Nachweise gibt es dazu nicht. Dafür zeigen Statistiken auf, dass es sich um eine Erbkrankheit handeln dürfte, die zwar Generationen überspringen kann, aber bestimmte Familien wiederholt heimsucht.

Anders liegen die Dinge bei sogenannten reaktiven Depressionen, für die es nicht bloß einen Auslöser, sondern einen echten Trauergrund gibt. Aber Vorsicht: Damit ist kein natürlicher Trauerprozess gemeint. Trauern ist wichtig und richtig, wenn man z. B. eine nahestehende Person verloren hat, oder von sonst einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden ist. Einst Geliebtes und Wertvolles soll ja nicht vergessen, sondern im Herzen aufbewahrt werden; und dafür sorgt die Trauer. Sie hält die Verbindung zum Verlorenen und das Bewusstsein seines Wertes aufrecht. Leider kommt es jedoch vor, dass jemand aus seiner Trauer heraus in eine Art seelische Erstarrung gerät. Wie ein Einsiedlerkrebs zieht er sich in ein Schneckenhaus zurück und sagt: „Wenn ich das Eine nicht haben kann, das Eine, das mir lieb und teuer war und das ich verloren habe, dann will ich gar nichts mehr haben! Dann kann niemand mehr mit mir rechnen! Dann interessiert mich nichts mehr auf der Welt!“ Speziell gefährdet für eine solche reaktive Depression sind Personen, die von vornherein ihr ganzes Glück auf dieses Eine gebaut haben, das ihnen nun genommen worden ist. Einseitige Wertbezüge und Wertüberschätzungen rächen sich. Denkt zum Beispiel eine Frau: „Ohne meinen Geliebten kann ich nicht leben“, hat sie bereits die Wurzel für einen späteren Zusammenbruch gelegt, falls ihr Schatz sie verlassen sollte. Oder denkt ein Mann: „Meine Firma bedeutet alles für mich“, stellt er sich selbst an den seelischen Abgrund, falls seine Firma verkauft werden müsste.

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Aufsatz in der Zeitschrift "Brücke der Hoffnung"

Frankl und die Frage nach dem Sinn

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